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31. Mai 2024

Wiederaufbau der Ukraine: der Logistiksektor

1. Aktueller Stand
2. Staatliche Förderung beim Wiederaufbau des Logistiksektors
3. Erwerb eines ukrainischen Logistikunternehmens
4. Kooperationsverträge mit ukrainischen Logistikunternehmen
5. Internationale Hilfe beim Wiederaufbau der Ukraine

 

1. Aktueller Stand

Im April 2024 exportierte die Ukraine eine Rekordmenge von 13 Millionen Tonnen an Produkten und übertraf damit die Zahlen vom Februar 2022. Der Anstieg der Exporte wurde insbesondere durch die Eröffnung eines alternativen Seekorridors im Schwarzen Meer im letzten Sommer beeinflusst, der es der Ukraine ermöglicht, unter anderem Getreide und Metalle zu exportieren.

Trotz des Verlusts von über 400.000 m² hochwertiger Lagerflächen bleibt die Region Kyjiw das wichtigste Logistikzentrum des Landes, da Unternehmen aus den Kriegsregionen ihre Vertriebszentren näher an die Hauptstadt verlegen.

Von den westlichen Regionen der Ukraine sind die Regionen Lwiw (Lemberg) und Wolhynien die vielversprechendsten. Sie verfügen über optimale Straßen- und Schienenverbindungen und eine Grenze zur EU. Derzeit gehen ca. 60% der ukrainischen Exporte über diese Regionen in die EU.

Die wachsende Nachfrage nach Logistikknotenpunkten, multimodalen Terminals, Öllagern und Getreidesilos bietet einerseits zahlreiche Investitionsmöglichkeiten und erfordert andererseits von den Investoren eine schnelle Entscheidung über den Einstieg in diesen Markt. Die wichtigsten Investitionsinstrumente sind derzeit der Erwerb von Immobilien, die verkehrsgünstig gelegen sind und das Potential haben, Logistikrouten von der Ukraine in die EU zu bedienen.

Mit der Wiederbelebung der Getreideexporte über das Schwarze Meer steigen die Aussichten auf Investitionen in die Sanierung der Getreidelagereinrichtungen in den ukrainischen Seehäfen und der sie versorgenden Infrastruktur. Bis heute sind mehr als 200 Hafeninfrastrukturanlagen in der Ukraine durch russische Angriffe ganz oder teilweise zerstört worden.

2. Staatliche Förderung beim Wiederaufbau des Logistiksektors

Unter Berücksichtigung der jetzigen Situation werden Investoren seit September 2023 neue Formen der staatlichen Unterstützung für Großinvestitionsprojekte angeboten und neue Investitionsmöglichkeiten für sie geschaffen. Um eine Förderung durch den ukrainischen Staat zu erhalten, muss das Investitionsvolumen während der Laufzeit des Logistikprojektes (maximal 5 Jahre) den Betrag von 12 Mio. Euro überschreiten.

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Die Ukraine unterstützt die Investoren u.a. durch:

  • die Befreiung von der Körperschaftssteuer für 5 Jahre sowie von der Entrichtung der Einfuhrumsatzsteuer und der Zollgebühr bei der Einfuhr von neuen Ausrüstungen;
  • Bau von für das Investitionsprojekt notwendigen Ingenieur- und Transportinfrastrukturobjekten (Autostraßen, Fernmeldeleitungen, Wärme-, Gas-, Wasser- und Energieversorgungsanlagen usw.) bzw. Entschädigung entsprechender Kosten;
  • Entschädigung der für den Anschluss und die Verbindung mit den Ingenieur- und Verkehrsnetzen erforderlichen Kosten.

Die staatliche Förderung darf gemäß dem speziellen Investitionsvertrag 30% der geplanten Menge der Investitionen nicht überschreiten.

3. Erwerb eines ukrainischen Logistikunternehmens

Der Erwerb eines Logistikunternehmens ist für ausländische Investoren derzeit der effizienteste Weg, in der Ukraine in dieses Geschäft einzusteigen. Dies liegt vor allem daran, dass die Transporttätigkeit in der Ukraine lizenzpflichtig ist und der Bau von Lagerhäusern nicht nur mit der technologischen Dauer der Prozesse verbunden ist, sondern u.a. auch mit Fragen des Grundstückserwerbs, der Formalisierung von Genehmigungen im Zusammenhang mit dem Betrieb von Lagerhäusern, der Vorbereitung von Dokumenten, die für die Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen erforderlich sind.

Der Prozess des Erwerbs eines ukrainischen Logistikunternehmens hat eine allgemein typische M&A-Struktur (Share Deal), aber es ist wichtig, die regionalen Besonderheiten zu berücksichtigen. Ohne Berücksichtigung dieser Besonderheiten kann der Erwerb von Aktiva in der Ukraine zu einer langwierigen, kostspieligen und relativ riskanten Angelegenheit werden.

Die Durchführung einer rechtlichen Due Diligence ist erforderlich. In bestimmten Fällen, in denen der Käufer Grund zu der Annahme hat, dass besondere Risiken bestehen oder dass bestimmte Parameter eingehalten werden müssen (Ruf der Eigentümer des Zielunternehmens, Umweltparameter der Produktion usw.), werden die entsprechenden Due-Diligence-Prüfungen zusätzlich durchgeführt.

Ein ebenso wichtiger Schritt ist die eigentliche Durchführung der Transaktion. Diese Phase umfasst die Genehmigung des für die Transaktion erforderlichen Dokumentenpakets (Zustimmungen, darunter auch der ukrainischen Kartellbehörde, Gesellschaftsprotokolle, Mitteilungen an die Gläubiger, Dokumente zur Bestätigung der Befugnisse der Parteien, Eröffnung von Bankkonten für die Abwicklung der Transaktion usw.) und die Unterzeichnung des Kaufvertrags und der Dokumente, die für die Durchführung, Abwicklung und vor allem für die Eintragung der Änderungen im ukrainischen Handelsregister erforderlich sind.

Zu beachten ist, dass die rechtliche Kontrolle über das erworbene ukrainische Unternehmen nicht mit der Unterzeichnung der Verträge und den damit verbundenen Zahlungen auf den Käufer übergeht, sondern erst mit der Eintragung der entsprechenden Änderungen im ukrainischen Handelsregister.

Mit dem Abschluss der Transaktion ist das Übernahmeverfahren noch nicht abgeschlossen. Die tatsächliche Kontrolle über das Unternehmen muss hergestellt werden. Diese Maßnahmen umfassen in der Regel den Wechsel des Managements, die Überprüfung der Befugnisse des Managements, die Aktualisierung der Kontakte mit den Vertragspartnern, den lokalen Behörden usw.

4. Kooperationsverträge mit ukrainischen Logistikunternehmen

Die Zusammenarbeit mit ukrainischen Logistikunternehmen kann durch eine breite Palette vertraglicher Beziehungen formalisiert werden. Dazu gehören Joint-Venture-Vereinbarungen mit oder ohne Gründung einer juristischen Person, Auftragnehmer- oder Dienstleistungsverträge.

Als Beispiel solch einer Kooperation gilt der Expressgutverkehr. Die Expresszustellung hat sich in der Ukraine sehr gut entwickelt und nimmt weiter zu. Mit dem Wachstum des E-Commerce und der Zunahme von Online-Bestellungen steigt auch die Nachfrage nach Expresslieferungen in der Ukraine. Über zwei Dutzend Expressdienstleister sind hier aktiv, darunter so große wie Nova Post, Ukrposhta, Meest Express, DHL, UPS und andere.

5. Internationale Hilfe beim Wiederaufbau der Ukraine

Die internationale Unterstützung für die Modernisierung und den Wiederaufbau des Landes konzentriert sich auf zwei Hauptbereiche: Ermutigung von Investoren, in ukrainische Projekte zu investieren, und die direkte Unterstützung durch internationale Geberorganisationen.

Multilaterale Entwicklungsbanken wie die Europäische Investitionsbank (EIB), die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und die Weltbankgruppe sind in der Ukraine besonders in den letzten 2 Jahren sehr aktiv.

Ein Beispiel für direkte internationale Hilfe ist das USAID-Projekt zur wirtschaftlichen Unterstützung der Ukraine, das Zuschüsse für die Entwicklung der ukrainischen Logistik und des Exports bereitstellt. Das Projekt konzentriert sich auf die Stärkung der Logistik- und Exportkapazitäten des ukrainischen Agrarsektors, die Verbesserung von Prozessen und Verfahren, die die Fähigkeit zur Verwaltung von Exportladungen und die Integration mit der EU an den Grenzübergängen verbessern.

Auch die deutsche Bundesregierung verfügt über ein Garantieinstrumentarium, durch das sie das Risiko für private Investoren mindert, deutsche Exporte und Investitionen in der Ukraine mit Garantien absichert und Investoren Kapital zu attraktiven Konditionen zur Verfügung stellt (z.B. Investitionsgarantien des Bundes, develoPPP).

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