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Webinar „Ukrainische Landwirtschaft: Herausforderungen in Chancen verwandeln“
Am 27. Februar 2024 hielt Iurii Dynys, Referatsleiter für Agrarwirtschaft bei DLF Rechtsanwälte, mit Unterstützung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer ein Webinar zum Thema „Ukrainische Landwirtschaft: Herausforderungen in Chancen verwandeln“.
Das Webinar widmete sich einer besonderen Ausgangssituation, die trotz der Herausforderungen eines umfassenden Krieges große Chancen für ausländische und ukrainische Unternehmen bieten kann.
Um solche Chancen zu nutzen, so Iurii Dynys, sei es notwendig:
- die mit dem Krieg verbundenen Risiken nüchtern zu bewerten und sich nicht nur vor dessen Risiken zu fürchten;
- ein Verständnis für die Chancen zu entwickeln, die sich aus diesen Risiken ergeben;
- sich über die Instrumente im Klaren sein, die zur Verwirklichung dieser Chancen vorhanden sind; und
- die Instrumente zu verstehen, mit denen die Risiken verringert werden können.
Zu den wichtigsten kriegsbedingten Faktoren, die den ukrainischen Agrarsektor stark beeinträchtigen, gehören:
- eingeschränkter Zugang zu Anbauflächen;
- Schäden an Produktionsgebäuden, Anlagen, Ausrüstungen und Infrastruktur;
- eingeschränkter Zugang zu Mineraldünger, Pflanzenschutzmitteln und Treibstoff aufgrund von logistischen Problemen und Preissteigerungen; und
- Kontaminierung von Anbauflächen durch nicht explodierte Sprengkörper, Minen und Schrapnelle sowie weitere Herausforderungen für den ukrainischen Agrarsektor.
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Andererseits sollten die Auswirkungen dieser Risikofaktoren auf die Agrarwirtschaft ausgewogen bewertet werden. Dabei ist unter anderem zu beachten, dass:
- nur 20 % des ukrainischen Territoriums besetzt seien, der Rest des Landes voll funktionsfähig sei, dass alle Behörden, Gerichte und staatlichen Register wie gewohnt funktionierten, und dass die Wirtschaftstätigkeit zunehme;
- nur das Frontgebiet und einige an Russland angrenzende Gebiete unter ständigem Beschuss stünden;
- nach mehr als zwei Jahren Krieg eine große Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe aus den besetzten und gefährdeten Gebieten verlagert worden seien und ihre Tätigkeit in anderen Regionen erfolgreich wieder aufgenommen hätten;
- große Infrastrukturprojekte erfolgreich umgesetzt würden;
- der Wechselkurs der Hrywnja sich innerhalb akzeptabler Schwankungen bewege, und dass die Devisenreserven der ukrainischen Nationalbank (NBU) derzeit über dem Vorkriegsniveau lägen;
- kleine und mittlere ukrainische Agrarbetriebe über staatliche und internationale Förderprogramme Zugang zu Finanzmitteln hätten und dass diese Gelder für die Instandsetzung, Reparatur und den Neubau von Produktionsanlagen sowie für den Einkauf von notwendigen Produktionsmitteln und Dienstleistungen verwendet würden; und
- die Saatkampagne 2023 in allen nicht besetzten und nicht von aktiven Kampfhandlungen betroffenen Gebieten stattgefunden habe.
Iuriii Dynys wies darauf hin, dass die derzeitige Situation der Agrarwirtschaft in der Ukraine einzigartig sei, was auf die Kombination der folgenden Faktoren zurückzuführen ist:
- hohe Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, die für das Funktionieren und den Wiederaufbau des ukrainischen Agrarsektors unter den Bedingungen des Krieges erforderlich sind;
- umfangreiche Investitionsmöglichkeiten für die Instandsetzung beschädigter und den Bau neuer wichtiger Infrastruktur;
- neue Möglichkeiten für kleine und mittlere Investoren und Auftragnehmer; und
- internationale Finanzhilfe und Investitionen für den Wiederaufbau des ukrainischen Agrarsektors.
Iurii Dynys gab zudem einen praktischen Überblick über Methoden und Lösungen zur Abschwächung potenzieller politischer Risiken, die Investitionen in der Ukraine beeinträchtigen könnten.
Ein gesonderter Teil des Webinars war praktischen Schritten gewidmet, die es ausländischen Unternehmen ermöglichen, die vom ukrainischen Agrarsektor gebotenen Möglichkeiten zu nutzen. Iurii Dynys diskutierte mit den Teilnehmern solche Themen wie die Übernahme bzw. Gründung von Agrarunternehmen in der Ukraine, die Umsetzung von großen Investitionsprojekten, die Schaffung von Industrieparks und die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen.